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Einführung von Building Information Modeling in Bühnenplanungsbüros //

Kaum ein Großprojekt der öffentlichen Hand, das nicht viel später und mit erheblichen Mehrkosten fertig gestellt wird. Die Politik hat erkannt, dass eine derartige Entwicklung dem deutschen Bausektor Schaden zufügt und empfiehlt eine ganzheitliche Planungsmethode, das Building Information Modeling. Der Artikel von Adrian Bette und Thomas Sakschewski in der BTR 03/2016 zeigt Probleme und Potenziale der Einführung.

BIM Investitionskosten Bühnenplanungsbüro

Building Information Modeling im Bühnenplanungsbüro
Kaum ein Großprojekt der öffentlichen Hand, das nicht viel später und mit erheblichen Mehrkosten fertig gestellt wird.  2010 sollte die Elbphilharmonie öffnen. Baukosten in Höhe von 186 Millionen Euro waren veranschlagt. Bei 789 Millionen ist nun die Kostengrenze festgezurrt. Die Eröffnung ist für das Frühjahr 2017 vorgesehen. Ursprünglich sollte die Sanierung der Staatsoper Unter den Linden 239 Millionen kosten. Es werden wohl über 400. Eröffnet wird es wohl im Herbst 2017, vier Jahre später als geplant.  Das Vertrauen der Bürger in den Staat als Projektträger schwindet.  Auch unter Architekten, Planern und Baufirmen sorgen die gegenwärtigen Bedingungen für Unmut. Meinhard von Gerkan, selber durch das Desaster des Berliner Flughafens in der Kritik, sieht falsch definierte Bauaufgaben unter unrealistischen Baukosten und Zeitrahmen als größte Bauplage. Fehlendes Vertrauen und harter Preiskampf führen bereits während der Planung zu juristischen Auseinandersetzungen. Das Hauptziel einer soliden, termingerechten möglichst wirtschaftlichen Projektabwicklung wird dabei oftmals verfehlt.  Die Politik hat erkannt, dass eine derartige Entwicklung dem deutschen Bausektor Schaden zufügt. Als Reaktion darauf gründete das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung im April 2013 die Reformkommission Bau von Großprojekten. Die Kommission machte die in Deutschland verbreiteten Prozesse und Arbeitsweisen maßgeblich für die negative Entwicklung verantwortlich. So werden in der Bundesrepublik noch überwiegend Planungsprozesse angewendet, die auf sequentiellen Arbeitsschritten gemäß den Leistungsphasen der HOAI beruhen. Die Kommission empfiehlt hingegen eine ganzheitliche Planungsmethode, das Building Information Modeling (BIM), um eine höhere Planungsgeschwindigkeit durch bedarfsorientiertere Planung, Termintreue und Kostensicherheit zu erreichen.

Building Information Modeling (BIM)
BIM ist ein Verfahren, in dem alle am Bau Beteiligten die benötigten Informationen in ein computergestütztes, dreidimensionales Gebäudemodell einstellen, das mit dem Planungs- und Baufortschritt zunehmend verfeinert und zum Abschluss des Bauprozesses dem Bauherrn übergeben wird. Kern des Building Information Modeling ist ein virtuelles Gebäudemodell (Building Information Model). Dieses Gebäudemodell ist das Abbild eines noch in der Planung stehenden Bauwerks, das allen Beteiligten als Informationsgrundlage dient: angefangen beim Entwurf, über den Bau, den Betrieb bis hin zum Abriss, bei dem das Modell z. B. Auskunft über wiederverwertbare Materialien gibt. In der Regel setzt sich das virtuelle Modell aus geometrischen 3D-Objekten zusammen, die sich mit zusätzlichen Informationen verknüpfen lassen. Alle für die Planung relevanten Daten müssen zwangsläufig mit Objekten des Gebäudemodells verknüpft werden. So sind zu Beginn der Planung zunächst Raumanforderungen wie Größe und Nutzungsart als Informationen in den zugehörigen geometrischen Repräsentanten eines Raums hinterlegt. Das virtuelle Modell stellt somit ein ganzheitliches, virtuelles Abbild eines noch in der Planung stehenden Gebäudes dar.  Im Vergleich mit traditionellen Planungsmethoden können kostenrelevante Entscheidungen der Planung (z. B. Belüftungs- und Entrauchungskonzept, Zuwegung, Betriebslogistik) durch frühzeitige Kooperation bereits in der konzeptionellen Phase getroffen werden. Dafür müssen jedoch ausreichende Informationen zugrunde liegen. Fachplaner sind bei der Anwendung von BIM frühzeitig in die Planung zu integrieren. Die Arbeitsweise mit dreidimensionalen Objekten erfordert von Planern bzw. Zeichnern aber auch detaillierte Angaben zu Bauraum, Lage und technischen Eigenschaften der Planungselemente.


Verbreitung
In Norwegen, Finnland, Dänemark und den Niederlanden existieren bereits eigene Richtlinien, die Methode anzuwenden. In Norwegen ist die BIM-Methode bereits bei allen Projekten des staatlichen Bau- und Immobilienunternehmens Statsbygg verpflichtend. In Dänemark besteht für alle Projekte mit einem Auftragsvolumen über 2,7 Millionen Euro BIM-Pflicht. In den Niederlanden gibt es seit 2011 eine ähnliche Verpflichtung für alle öffentlichen Bauprojekte ab 10 Millionen Euro Auftragsvolumen. In Deutschland wird BIM bislang vor allem bei Generalunternehmern genutzt. Auch große, international tätige Architekturbüros haben aufgrund der ausländischen Anforderungen bereits erste Erfahrungen mit der Planungsmethode gesammelt. Um bei internationalen Projekten konkurrenzfähig zu bleiben, fördert derzeit die Bundesregierung die Verbreitung von BIM. Parallel zu der Beauftragung von Gutachten, Unternehmensumfragen und der Erstellung eines eigenen BIM-Leitfadens für Deutschland unterstützt die Bundesregierung ausgewählte Pilotprojekte, die mit BIM abgewickelt werden.


Einführung in einem Bühnenplanungsbüro
Mit der Einführung von BIM wird nicht nur eine Software eingeführt, sondern es werden neue Arbeitstechniken und Methoden erforderlich, die es zu beherrschen gilt und deren Anwendung und Verbreitung durch den Unternehmensaufbau und die technische Ausstattung gefördert werden sollten.


Neue Rollen: BIM-Champion und BIM-Manager
Für eine möglichst effektive und strategisch geplante BIM-Einführung sind anleitende Personen wichtig, die als externe Berater über ein entsprechendes Fachwissen verfügen. Diese sollen Ihr Wissen an Mitarbeiter weitergeben, die so zu BIM-Champions werden. Diese sind Promotoren der Einführung. Die so genannten BIM-Manager können mit der Anwendung umgehen und koordiniert die Planungsprozesse. In Bühnenplanungsbüros wird wegen der geringen Unternehmensgröße meist ein Mitarbeiter in Personalunion als BIM-Champion auch die Rolle des BIM-Mangers übernehmen. Üblicherweise wird insbesondere in der Etablierungsphase auf externe Berater zurückgegriffen, die gemeinsam mit dem Team zunächst betriebliche Prozesse analysieren, eine BIM-Strategie entwickeln und so die Mitarbeiter auf den Umstieg vorbereiten und gegebenenfalls dabei begleiten.


Neue Anforderungen an den Planer
In der Regel gehören zu den Aufgaben eines Bühnenplaners die Planung, Beratung und Abwicklung von Neubau- und Modernisierungsprojekten im Bereich Veranstaltungstechnik. Planer erstellen sämtliche Planungsunterlagen inklusive der Zeichnungen entweder selbst oder werden von technischen Zeichnern unterstützt. Für die Anwendung von BIM. sollten Planer zumindest über CAD-Grundkenntnisse im Bereich 3D verfügen. Für Planungstätigkeiten im BIM-Prozess ist der Umgang mit dreidimensionalen Fachmodellen wie das Modell einer Bühnenmaschine von großer Bedeutung, andernfalls kann der Mehrwehrt der des virtuellen Gebäudemodells nicht effizient genutzt werden. Planer sollten daher mit Werkzeugen vertraut sein, die z. B. das freie Betrachten des 3D-Modells ermöglichen, Schnittansichten erstellen können oder Angaben zu Eigenschaften, Abmessungen und Stückzahlen machen. Im fortgeschrittenen Stadium der BIM-Umsetzung spielen die Bauteilinformationen eine wichtige Rolle. Werden z. B. Ausschreibungen auf Grundlage der Fachmodelldaten erstellt, muss der Planer auch über erweiterte Fähigkeiten zur Datenextraktion und der Bearbeitung der Bauteilattribute verfügen.


Neue Anforderungen an technische Zeichner
Da Bühnenplanungsbüros nur in seltenen Fällen dreidimensionale Zeichnungen erstellen, bilden die technischen Zeichner zusammen mit dem BIM-Manager bei einem Umstieg auf eine 3D-basierte Planung den Grundstein für die Anwendung von BIM. Die zweidimensionale und damit linienbasierte Planung wird sich so zu einer objektbasierten Planung wandeln. Somit versteht sich der Zeichner in Zukunft nicht mehr nur als Ersteller zweidimensionaler Pläne, sondern als Modellierer, der geplante Ausstattungen virtuell nachbildet. Für die vollständige Integration in den BIM-Prozess sollten technische Zeichner neben den 3D-CAD-Fähigkeiten auch über BIM-spezifische Kenntnisse verfügen. Dies umfasst Wissen über die Abläufe und Möglichkeiten der Gestaltungsprozesses beim Building Information Modeling und Kenntnisse zum datenbankbasiertem Arbeiten, um CAD-Projektdateien oder Bibliotheksobjekte eigenständig anlegen zu können. Grundvoraussetzung für die Arbeit des 3D-Modellierers ist ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen. Nur dann sind die Mitarbeiter in der Lage, Herangehensweisen zur Objekterzeugung zu entwickeln und die angebotenen Werkzeuge effektiv einzusetzen.

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